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Auf der Dordogne

In diesem Frühjahr war Paddeln in Frankreich angesagt. Auf der Dordogne im Perigord. Sie entspringt im Zentralmassiv und mündet vor Bordeaux in die Gironde.

Wir, dass sind Chris, Werner, Jan, Theo und Lutz, trafen uns bei Argentat unterhalb der letzten großen Staustufe. Die Region des Perigord gilt als exquisite Delikatessenkammer Frankreichs. Bei tollem Essen und gutem Wein in herrlichem Lokal direkt am Fluss fachsimpelten wir am Treff-Abend über die bevorstehenden 6 Tagesetappen.
Bei Argentat beginnt die ideale Strecke für erfahrene Paddler. Hier fließt das Wasser schnell und immer wieder tauchen Stromschnellen und Schwälle auf. Der DKV-Flussführer spricht von Wildwasserstufe II. Ohne Kippeln oder Kentern haben alle den ersten Tag gemeistert. Auch unser Neuer – der Riverstar (Boot sucht noch Name) zeigte sich stark im Umgang mit den Wellen. Lediglich Wasser im Boot und nasse Klamotten waren nicht zu vermeiden. Der Paddeltag wurde abgeschlossen durch Umfahrung eines Wehrs mit Bootsrutsche über einen Seitenkanal. Hier in Beaulieu sur Dordogne, einem beschaulichen mittelalterlichen Städtchen, stießen dann Kathrin und Bodo zu uns. Da war dann natürlich auch wieder Schlemmen und Quatschen angesagt, zumal die Geburtstagsnachfeier des Verfassers anstand.

Hinter Beaulieu-sur-Dordogne wird der Fluss breiter. Die Dordogne ist ab hier weitestgehend gezähmt. Einzelne Schwälle waren aber immer wieder noch zu meistern. Die nächsten Tage fuhren wir durch atemberaubende Landschaften. Senkrechte und überhängende Kalksteinfelsen der Ebenen Causse de Martel und Causse de Gramat säumten die Ufer. Steile Klippen und sanfte Hügel, Walnussbäume und Kastanien wechselten sich ab. Wir kamen an wunderschönen Dörfern wie Carennac oder Lacave und Saint-Sozy oder Gluges vorbei. Sie zählen zu den Schönsten Frankreichs. Immer wieder stießen wir auf Kiesstrände, Burgen und Chateaus, die die gesamte Tour bis zum Schluss abwechslungsreich hielten.
Als nächsten Nachtplatz hatten wir eine sehr schöne Lagerstelle an einer Flussbiege gegenüber einer großen Felsenwand auserkoren. Hier wurde mal Mitgebrachtes gekocht. Feuer wurde entfacht, Gitarre und Mundi kamen zum Einsatz. Ein sehr schöner Tag und Abend ging in fantastischem Ambiente zu Ende.

Das Ziel des nächsten Tages war der Zeltplatz von Lacave. Nach entspannter Fahrt durch die felsige Landschaft mit vielen Fotomotiven sowie Wein- und Bierpausen erreichten wir den Ort und schlugen die Zelte auf. (Anmerkung des Autors – Beim Anlanden kam das Boot des Reiseleiters in Schieflage und er musste erst mal nasse gegen trockene Klamotten tauschen) Alle wollten abends wieder in die Gastronomie, aber Laufen war ganz schön weit bis zum nächsten offenen Lokal (durch Vorsaison war noch Einiges geschlossen). Der Platzwart konnte helfen. Er übergab uns einfach den Schlüssel zu seiner S-Klasse. Das nennt man Deutsch-Französische Freundschaft. Wir haben uns gefreut wie Bolle und fuhren zu sechst in den nächsten Ort zu einer hervorragenden Wirtschaft. Jan kam mit Fahrrad hinterher. Alles war einfach perfekt.
Auch in den folgenden Flussetappen verließ uns die tolle landschaftliche Szenerie nicht. Kletterversuche vom Boot aus wurden gemacht, ein Felsen bestiegen (Jan), das märchenhaft wirkende Chateau Montfort passiert und Sightseeing-Stopp in der auf dem Felsen thronenden Stadt Domme mit tollen Ausblicken gemacht. Zum Abschluss der 5. Etappe kamen wir zum Highlight. Die Passage der an einem Sandsteinplateau klebenden Stadt La Roque Gageac. Es war eine gigantische und unwirklich anmutende Szenerie. Wie eine Märchenkulisse, nur wahr.

Hier legten wir einen Tag Pause ein und nutzten ihn für Auto nachholen und Wanderung zur fantastischen Burg Castelnaud (5 Steinschleudern stehen hier rum) sowie zum Naturpark mit Schloss über dem Ort.
Abschluss der Dordognebefahrung waren noch ca.6 Boots-km bis zur Burg Beynac de Casenac, die ebenfalls eine eindrucksvolle Kulisse bot. Hier hieß es dann nach Bergplateaubegehung, Boote aufladen und Umsetzen an den Nebenfluss Vezere.
Chris, Werner und Jan verließen uns am nächsten Morgen. Der Rest fuhr hier noch 2 schöne Tagesetappen. Die Ufer der Vezere sind besonders geprägt durch die Fundstätten aus der prähistorischen Vergangenheit und die Nutzung der Höhlen bis ins späte Mittelalter. Die bis zu 30.000 Jahre alten Felsmalereien sind weltbekanntes Erbe der Menschheitsgeschichte. Besichtigt haben wir die Höhlen von Lascaux, Mont de Gaume sowie die Siedlungsstätten San Christoph, Forte de Reignac und La Madeleine (nicht alles gemeinsam). Am letzten Tag vollendeten Theo und der Verfasser die Vezere noch bis zur Mündung in die Dordogne.
Fazit von allen Protagonisten: ES WAR EINE SUPER TOUR. Empfehlung für Nachahmer: Macht die Tour wie wir in der Vorsaison, denn im Sommer ist mit Touristenmassen zu rechnen und der Wasserstand ist  im Frühjahr am besten!

Text: Lutz Schneegaß +++ Fotos: Fotos: Lutz Schneegaß, Jan Hildenbrand